Woher kommt denn das Wasser? - Ein aussergewöhnlicher Fluss

Ein ausgewachsener Fluss, die Orbe, entspringt hinter der waadtländischen Ortschaft Vallorbe aus dem Fels – es ist kein schmales Rinnsal, das sich erst später mit anderen Bächen vereinigt und so zum Fluss wird. Das Geheimnis für dieses Phänomen liegt im weiter oben gelegenen Vallée de Joux.

Auf der Nordseite von Col du Marchairuz und Col du Mollendruz liegt das abgeschlossene Hochtal Vallée de Joux. Der Lac de Joux ist der grösste See im Jurabogen, es fahren im Sommer kleine Kursschiffe. Einen oberirdischen Abfluss des Wassers sucht man vergebens. Der Seeabfluss ist unterirdisch, das Wasser tritt erst in der Grotte de l‘Orbe bei Vallorbe wieder in Erscheinung. Das Vallée de Joux ist bekannt für seine Uhrenindustrie – und den Vacherin Mont d’Or, den cremigen Weichkäse, umspannt von einem Band aus Fichtenrinde.

Zurück zum unterirdischen Abfluss: Im Laufe der Jahrtausende schufen das Wasser des Lac de Brenet, des Lac de Joux und das Wasser aus dem umliegenden Karstgebirge ein komplexes Höhlensystem mit vielfältigen, eindrücklichen Tropfsteingebilden.

Unten beim Eingang zu den Grotten von Vallorbe tritt das Wasser als Quelle der Orbe zutage. Das kristallklare Wasser und die im Wald gelegenen dunklen Höhlenöffnungen faszinierten die Menschen seit jeher. So verwundert es nicht, dass sich zahlreiche mystische Geschichten über Feen um die Höhlen ranken – die im Volksmund denn auch «Feengrotten» heissen.

Vor 1974 war das Begehen der Grotten nur Forscherteams möglich. Heute kann das "normale" Publikum 3km des Höhlensystems über Gänge, Treppen und Galerien erkunden. In den Grotten herrschen eine konstante Temperatur von 11°C und eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Die Tropfsteinformationen in verschiedenen Dimensionen und Formen werden durch ein ausgeklügeltes Beleuchtungssystem in Szene gesetzt.

Die hohen Gewölbe und das Tosen der unterirdisch fliessenden Orbe, die an einigen Stellen im Höhlengang zu sehen ist, unterstreichen das gewaltige Naturschauspiel. Von den dämmrigen Grotten zurück ins helle Tageslicht kommt man durch vier künstlich angelegte Höhlen, in denen eine faszinierende Sammlung von 250 Mineralien aus aller Welt zu sehen ist: der «Feenschatz».

Wer in die geheimnisvolle Märchenwelt eintauchen will, sollte gutes Schuhwerk und etwas Warmes zum Anziehen dabei haben.

Aufgezeichnet von Roland Baumgartner
www.bgr.ch

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Anreise:
Bahn ab  Lausanne oder Bus ab Yverdon-les-Bains nach Vallorbe; 45 Minuten zu Fuss der Orbe entlang zur Grotte.

Weiterer Tipp:
«Juraparc», der Tierpark zwischen Le Pont und Vallorbe, in dem Braunbären, Wölfe und Bisons leben.