Vom Lummensprung über den schneeweissen Robbennachwuchs bis zum zollfreien Einkaufen: Helgoland ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Sowohl im Sommer- wie auch im Winterhalbjahr. Rund 70 Kilometer vom Festland entfernt, erhebt sich die einzige Hochseeinsel Deutschlands mit seinem imposanten Buntsandsteinfelsen aus dem Wasser und präsentiert sich mit einzigartiger Natur, mildem Hochseeklima, zahlreichen Geschäften und Einkehrmöglichkeiten. Im Sommer lockt die kleine Nachbarsinsel Düne zum Baden und Faulenzen; im Winter ist die Düne fest in der Hand der Kegelrobben, die hier ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Ein einmaliges Schauspiel für Natur- und Tierliebhaber!
 

Die einzigartige Lage des winzigen Eilands mitten in der Nordsee besteht aus der faszinierenden Kombination der Steilküste der Hauptinsel aus Buntsandsteinfelsen und der knapp einen Kilometer davon entfernten Strand- und Sandnebeninsel genannt Düne. Da Helgoland rund 70 Kilometer vor der Küste liegt, ist die Luft hier nicht nur besonders rein und pollenarm, sondern auch reich an Jod und Sauerstoff.

Schon die Anreise mit Bahn und Schiff ist ein Erlebnis. Beziehen Sie spätabends in Basel Ihre Kabine im Nightjet, wachen am nächsten Morgen ausgeschlafen auf und steigen mit einem Bordfrühstück gestärkt in Hamburg-Harburg aus. 90 Minuten später erreichen Sie bereits Cuxhaven und Ihr Schiff, das Sie auf die Insel bringt. Die Fähre MS Helgoland, 2015 neu erbaut und ganzjährig im Einsatz, wird mit umweltfreundlichem LNG-Gas betrieben, besticht mit einem freundlichen Interieur und lässt die 2½-stündige Fahrt im Nu vorbeigehen.

Bereits kurz nach der Ankunft am Hafen passiert man als Besucher eines der Wahrzeichen der Insel - die bunten, fotogenen Hummerbuden. Wo einst Fischer ihre Ausrüstung unterbrachten, lädt heute eine maritime Meile mit Kunst und Bistros sowie kleinen Ausstellungen zum Bummeln und Stöbern ein. Etwa 1500 Menschen leben auf dem nur einen Quadratkilometer grossen «Roten Felsen», der zum Bundesland Schleswig-Holstein gehört. Die Hauptinsel ist in Unter- und Oberland geteilt. Zum Oberland gelangen Besucher entweder über 184 Stufen zu Fuss oder bequem per Lift. Dicht gedrängt stehen die Häuser sowohl auf dem Unter- wie auch auf dem Oberland und bilden ein eigenes Gesamtkunstwerk. Nirgendwo in Deutschland ist die Architektur der 1950er und 60-er Jahre in dieser Kompaktheit zu sehen. Die Geschichte Helgolands ist dramatisch - im Zweiten Weltkrieg wurde die Insel von den Briten bombardiert; 1947 sprengten diese einen Grossteil der Insel, um Militäranlagen zu vernichten. Das Inselmuseum, das gleich hinter dem Meerwasser-Schwimmbad liegt, informiert anhand von Bildern und Objekten über diese Ereignisse. Wer sich für mehr Inselgeschichte interessiert, kann dem ausgeschilderten Geschichtsweg - einem von mehreren Themenwegen auf der Insel - folgen, der zu 16 Stationen mit Infotafeln und QR-Codes führt. Kostenlose Broschüren zu den Pfaden sind bei der Tourist-Information erhältlich. Ausserdem bietet Helgoland-Touristik verschiedene Führungen an, etwa eine naturkundliche Tour auf der Helgoländer Düne oder in das unterirdische Bunkersystem.

Die vielen verschiedenen Geschäfte laden zum Bummeln und mehrwertsteuerfreien Einkaufen ein. Durst und Hunger können auf Helgoland an jeder Ecke gestillt werden; so gibt es zahlreiche Restaurants mit unterschiedlichen kulinarischen Ausrichtungen, wo fangfrischer Seefisch und Hummer auf fast jeder Karte zu finden sind. Die Inselspezialität darf dabei bei keinem Besuch fehlen: gekochte Helgoländer Knieper-Scheren. Die Scheren des Taschenkrebses sind eine Köstlichkeit, die Besucher unbedingt probieren sollten. Besonders lecker isst man übrigens im Aquarium Restaurant.

Wegen des grandiosen Ausblicks ist ein Spaziergang auf dem knapp 3 Kilometer langen Klippenweg ein Muss und führt einen auch an der wohl bekanntesten Sehenswürdigkeit Helgolands vorbei - der «Langen Anna» - einem schmalen roten Buntsandsteinblock. Auf dem Klippenrandweg gewinnt man auch den besten Eindruck von Helgoland, auf dem man das Oberland einmal umrundet. Im Sommer brüten in den Felsvorsprüngen Trottellummen, die jedes Jahr ein besonderes Naturschauspiel bieten.

Beim sogenannten Lummensprung verlassen die wenige Wochen alten Küken der Trottellummen ihre Nester und springen im Frühsommer von den roten Felsen bis zu 40 Meter in die Tiefe. Die Vögel sind in diesem Alter noch flugunfähig und landen in den Wellen der Nordsee oder im Felswatt. Die Elterntiere versorgen den Nachwuchs auf dem Meer mit Nahrung. Mitarbeiter des Vereins Jordsand beantworten Fragen und stellen Feldstecher zur Verfügung. Neben Lummen können Vogelbegeisterte auch Dreizehenmöwen, Eissturmvögel und Basstölpel auf Helgoland beobachten.

Eine weitere Besonderheit auf Helgoland sind die Börteboote aus massiver Eiche. Seit 200 Jahren transportieren die offenen Boote Touristen von den vor Anker liegenden Fahrgastschiffen die letzten Meter bis zur Insel. Allerdings legen immer mehr Schiffe direkt am Hafen an. 2018 wurden die Börteboote in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Sie werden zudem von Helgoländer Fischern zum Hummer- und Knieperfang sowie für Ausflugsfahrten von Touristen genutzt.
Ausserdem ist die Insel ein Einkaufsparadies; eine zollfreie Zone und von der Mehrwertsteuer befreit. Ob Alkohol, Parfümerie-Artikel, Mode, Uhren oder Schmuck - das Angebot günstiger Artikel ist gross. Vor allem im Sommer lockt das zollfreie Einkaufen zahlreiche Tagesausflügler vom Festland an. Wer die Insel in aller Ruhe geniessen möchte, sollte mindestens eine Übernachtung einplanen. Oder im Winter kommen!

In den Herbst- und Wintermonaten wird es auf Helgoland ruhiger. Das spürt und hört man. Das sonore Geratter der Rollkoffer ist nur noch vereinzelt zu vernehmen, kein Badegast sonnt sich an den Stränden der Nachbarsinsel Düne, dafür umso mehr Kegelrobben, die ihren zuckersüssen Nachwuchs zur Welt bringen. Die Fahrgastschiffe fahren seltener, die Restaurants sind nicht mehr voll besetzt. Die Hochseeinsel zeigt nun einen ganz neuen, in den Sommermonaten verborgenen Charme. Ohne Ablenkung und Programm werden die Sinne für die Natur geschärft. Für das Rauschen des Meeres. Die Klarheit der Luft. Und das Rufen der Kegelrobben.
Lange galt sie in Norddeutschland als ausgestorben, inzwischen leben alleine auf Helgoland wieder zwischen 6000 und 7000 Kegelrobben. Kegelrobben sind neben Seehunden die zweite Robbenart an deutschen Küsten, kommen allerdings viel seltener vor. In den 1980er-Jahren waren sie kaum noch in der Deutschen Bucht anzutreffen. Mitte der 90er-Jahre kehrten die Kegelrobben nach Helgoland zurück und bringen auf den Stränden der Düne zwischen November und Januar ihren Nachwuchs zur Welt. Besucher können sich den bis zu 330kg schweren Robben auf einem Holzbohlenweg und an Strandabschnitten bis auf wenige Meter nähern, um Hunderte von jungen Robben zu beobachten, die Besucher und Fotografen gleichermassen verzücken. In den ersten Wochen tragen sie ein flauschiges, weisses Fell, das sogenannte Lanugo, das sie vor Kälte schützt. 10 bis 15 Kilo wiegen die Robbenbabys bei der Geburt - und legen dann schnell zu: Pro Tag futtern sie sich ein bis zwei Kilogramm Gewicht an, so dass sie schon bald eine dicke Speckschicht warm hält. Erst mit einigen Wochen, wenn sie ihr Fell gewechselt haben, folgen die Jungtiere den Eltern ins Wasser - das weisse Babyfell ist zum Schwimmen ungeeignet, da es sich mit Wasser vollsaugen würde. Um sie nicht zu stören, sollten Besucher einen Abstand halten und sich ruhig und zurückhaltend verhalten. Naturschützer des Vereins Jordsand und ein Zaun sorgen dafür, dass dieser Abstand eingehalten wird.

Wenn das Wetter garstig ist, kann man im Museum Helgoland jede Menge über die Insel erfahren: Sei es zur Meeres- und Vogelforschung, zum Seebäderdienst, zur Fischerei und Geologie des roten Felsens, zu den putzigen Kegelrobben oder zu James Krüss. Der berühmte Kinderbuchautor, der unter anderem die Geschichte von «Timm Thaler» verfasst hat, wurde auf Helgoland geboren und verbrachte hier seine Kind- und Jugendjahre. Oder man stattet dem Meerwasserschwimmbad «Mare frisicum» mit Sauna – und Wellnessmöglichkeiten einen Besuch ab und geniesst anschliessend im «KaffeeKlatsch» einen Kaffee mit einem Schuss Rum.


So kommen Sie hin:
per SBB und Nightjet nach Hamburg/Cuxhaven und dann mit MS Helgoland www.cassen-eils.de

So kommen Sie herum:
zu Fuss; auf die Düne per Fähre (5 min Fahrtzeit)

Wie lange soll ich hin:
mindestens 2 – 3 Nächte bleiben

Beste Reisezeit:
Sommer für Baden und Seevögelbeobachtung / Winter für mehr Ruhe und Kegelrobbennachwuchs

Hotel-Tipp:
https://www.hanseat-nickels-miramar.de/hotel-miramar-helgoland/
Zimmer 31! Dachzimmer mit Blick auf die Düne J

Infos zur Tierbeobachtung:
www.jordsand.de

Mehr Infos:
www.helgoland.de

Impressionen

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com​​​​​​​​​​​​​​