Der Kastanienlehrpfad bei Castasegna bringt uns die Frucht näher

Im Val Bregaglia lebten die Menschen bis Ende des 17. Jahrhunderts vom Brot der Bäume – den Kastanien. Bei Castasegna befindet sich der grösste Edelkastanienwald Europas. Die Nussfrüchte wurden als Grundnahrungsmittel verwendet, denn Getreide wuchs in der Höhe eher spärlich. In den «Cascine», den kleinen Räucherhütten, werden sie getrocknet und lassen sich dann zu Mehl verarbeiten.

21 Kilometer sind es vom Malojapass bis an die Grenze bei Castasegna. Das Bergell (Val Bregaglia) ist eines der italienischsprachigen Südtäler des Kantons Graubünden und Zufluchtsort für Künstler: Alberto Giacometti wurde hier geboren, Giovanni Segantini und Varlin (Willy Guggenheim) offensichtlich vom besonderen Panorama inspiriert. Die Bergeller Alpen sind tatsächlich eindrücklich, die Felszacken «Badile Nordkante» oder die «Fiamma» – Kletterer gelangen ins Schwärmen beim Anblick dieser «Kathedrale aus Granit».

Bei Castasegna, unweit der Landesgrenze zu Italien, führt ein Spazierweg durch den grössten Edelkastanienwald Europas. Seit die Edelkastanie vor rund 2000 lahren von den Römern ins Tal gebracht wurde, sind Kultur und Geschichte von Castasegna untrennbar mit den begehrten, braun glänzenden Früchten verbunden. «Brentan» heisst der sonnige Flecken oberhalb des Dorfes, Richtung Soglio.

Die Themenwanderung (percorso didattico del castagneto) führt zunächst in leichter Steigung zu den «Cascine», den kleinen Steinhäusern, in denen die Kastanien getrocknet werden. Besucher können sich dieses spezielle Verfahren in einer Schauhütte genauer erklären lassen. Informationstafeln entlang des Weges geben Auskunft über die Veredelung, die Sortenvielfalt, den Anbau und die Verarbeitung der Bergeller Edelkastanien und liefern interessante Einblicke in die Fauna und Flora der Region. Es lohnt sich, den Weg langsam zu begehen und den Blick immer wider nach oben zu richten, denn die hoch aufragenden, verschlungenen Kronen der mächtigen Kastanienbäume verzweigen sich zu riesigen Säulenhallen, die architektonischen Meisterwerken gleichen.

Im Herbst, wenn die Laubfärbung einsetzt und die Kastanien zu Boden fallen, aber auch im Frühling, wenn die Kastanienbäume in voller Blüte stehen, ist der Ausflug nach Castasegna von ganz besonderem Reiz. Und übrigens: Zum Schluss darf ein Stück Kastanientorte im Café Pasticceria Salis nicht fehlen.

Aufgezeichnet von Roland Baumgartner
www.bgr.ch

Bilder: Bregaglia Engadin Turismo


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Anreise:
Stündliche Postauto-Verbindung ab St. Moritz ins Bergell nach Castasegna, zu Fuss zum Kastanienhain oberhalb des Dorfes.

Weiterer Tipp:
Via Bregaglia und Via Panoramica – verschiedene Tagesetappen von Maloja bis nach Chiavenna.