Lübeck, die kleine hanseatische Perle an der Ostsee, besticht nicht nur durch die ganz vom Wasser umschlossene Altstadtinsel und dem bekannten Holstentor, sondern auch durch kleine verwinkelte Gassen mit gemütlichen Cafés, alten Speicher- und Kaufmannshäusern aus Backsteingotik, sieben Kirchtürmen, dem alten Museumshafen und gut erhaltenen Stadttoren. Kein Wunder, gehört die norddeutsche Stadt seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ausserdem kommen Marzipanliebhaber in Lübeck voll auf ihre Rechnung.

Lübeck, bereits im Jahre 1143 gegründet, galt lange als Vorbild für alle Hansestädte im gesamten Ostseeraum. Durch seine Lage an der Trave konnte sich die Stadt während des Mittelalters zu einem nordeuropäischen Machtzentrum entwickeln. Nachdem 1361 das gotländische Visby, der erste Hauptort der Hanse, vom Königreich Dänemark erobert worden war, stieg Lübeck zur «Königin der Hanse» auf. Diese führende Rolle als Handelsmacht konnte die Stadt bis ins 16. Jahrhundert behaupten. Und heute? Die Königin der Hanse ist alt, aber nicht altbacken. Die historische Altstadt, die einem Backsteingotik-Freiluftmuseum gleicht, punktet mit Übersicht und Kompaktheit und ist geradezu ideal, um an einem Tag erkundet zu werden. Seit 1987 UNESCO-Weltkulturerbe, liegt der historische Altstadtkern mit seinen sieben Kirchtürmen auf einer Insel; ringsum fliessen Trave und der Elbe-Lübeck-Kanal.

Am Eingang zur Altstadt thront das Wahrzeichen und sicherlich bekannteste Gebäude der Stadt, das Holstentor. Einst zierte es den deutschen 50-Mark-Schein und selbst Andy Warhol nutzte das Motiv für seine Pop-Art. Im Mittelalter diente das berühmte Stadttor der Verteidigung und strahlte mit seiner wehrhaften Feldseite hanseatische Macht aus. So besass das Tor einst ein sogenanntes Orgelwerk, bei dem Eisenstangen einzeln und nicht als Ganzes heruntergelassen werden konnten. Dadurch konnte man, im Falle eines Angriffs, sicherstellen, dass den eigenen Wehrmännern noch ein Durchkommen möglich war, bevor man auch die letzten ein bis zwei Eisenstangen herunterliess. Kleiner Fototipp: das Licht scheint spätnachmittags aufs Holstentor und wird so zum perfekten Altstadt-Panorama-Bild.

Unweit des Holstentors wartet bereits das nächste historische Gebäude, um von Ihnen ins rechte Licht gerückt zu werden. Das altgotische Rathaus, zur Zeit der Erbauung eines der grössten Rathäuser Deutschlands, besticht nicht nur äusserlich durch Schönheit, auch der alte Audienzsaal fällt durch seinen Prunk auf. Interessantes Detail: aus dem Gerichtssaal führen eine hohe und eine niedrige Türe. Erstere durften alle verlassen, die freigesprochen wurden, durch die niedrige Tür verliessen die Verurteilten das Gericht mit gesenktem Haupt.

Für Menschen ohne Höhenangst sei der Panoramablick von der Kirche St. Petri empfohlen. Von der überdachten Aussichtsplattform in 50 Metern Höhe schweift der Rundum-Blick über die historische Altstadt, die vielen Giebel der Patrizierhäuser, die Ausflugsboote auf der Trave und bei gutem Wetter sogar bis zur Ostseeküste.

Beim weiteren Spaziergang durch die Altstadt geht es über Kopfsteinpflaster durch enge Gassen und vorbei an idyllischen Hinterhöfen. Wenn Sie sich an den Strassennamen orientieren, wird Ihnen ein weiteres Kuriosum sofort ins Auge fallen: So kann man in Lübeck direkt vom Fegefeuer in die Hölle spazieren, zum Glück glüht der Boden nicht ;-) !

Wer etwas mehr Zeit mitbringt, dem lege ich an dieser Stelle zwei Museen ans Herz: Freunde des maritimen Lebens können bei einem Spaziergang an der Untertrave die alten Traditionssegler und Versorgungsschiffe im Museumshafen bewundern. Zwischen Fussgängerbrücke und Drehbrücke liegen die meisten der historischen Schiffe. Insgesamt sind’s über zwanzig, die auch heute noch seetüchtig sind und auf denen man zu bestimmten Anlässen auch noch mitsegeln kann. Beliebteste Fotomotive sind das Feuerschiff «Fehmarnbelt», welches bis 1984 als schwimmender Leuchtturm diente und gleich daneben die «Lisa von Lübeck», der Nachbau eines mittelalterlichen Schiffs.

Das Europäische Hansemuseum ist nicht nur bei norddeutschem «Schietwetter» einen Besuch wert. So führt das Museum durch die Geschichte der Hanse; dabei darf vieles angefasst, gerochen und anprobiert werden, digitale Angebote sorgen für moderne und kurzweilige Wissensvermittlung. Teil der Ausstellung ist auch eine der bedeutendsten Klosteranlagen Norddeutschlands, bei der man sich doch ein wenig aus der Zeit gefallen fühlt.

Lust auf eine Mittagspause? Mein Tipp: Kehren Sie im Kartoffelspeicher direkt an der Trave ein. Hier unweit des Holstentors dreht sich alles um die gute alte Knolle. Auf der Menukarte stehen Ofenkartoffeln mit kreativen Belägen — mediterran, mexikanisch, klassisch und vieles mehr. Eine gute Adresse für ein schnelles und leckeres Mittagessen!

 

Gut gestärkt geht’s anschliessend durch die Hüxstrasse. Die reizende Einkaufsgasse lockt mit mehr als 100 Handwerksbetrieben und Galerien und endet am Marktplatz, wo auch schon das Buddenbrookhaus auf einen Besuch wartet. Hier erfahren Sie alles über Thomas Mann und seine Kaufmannsfamilie. Lübeck ist stolz auf seine berühmten Bürger. So verschafft Ihnen das Günter-Grass-Haus einen guten Überblick über das Gesamtwerk des Literaturnobelpreisträgers aus Büchern, grafischen Arbeiten und Skulpturen und im Willy-Brandt-Haus wird der Lebensweg des gebürtigen Lübeckers und Friedensnobelpreisträgers in einer multimedialen Ausstellung nachgezeichnet.

Weit berühmter als Mann, Grass und Brandt zusammen ist jedoch der Lübecker Marzipan. 1803 kam Georg Niederegger nach Lübeck und machte die Süssware aus gemahlenen Mandeln und Zucker und damit sein Traditionsunternehmen Niederegger weltberühmt. Ursprünglich stammt Marzipan aus dem Orient und wurde über Venedig weiter nach Europa verschifft. Lange Zeit wurde es ausschliesslich von Nonnen und Apothekern hergestellt und galt als Heilmittel gegen Kopf- und Herzschmerzen. Wer mehr über die süsse Verführung erfahren will, ist in Lübeck goldrichtig. Im Niederegger Marzipan-Museum erfahren Besucher viel Wissenswertes über die Geschichte des Marzipans - von den Rohstoffen über den Handel bis zur Firmengeschichte des Hauses. Nach so viel Theorie geht’s direkt zur Praxis über: Im Café des Stammhauses Niederegger an der Breiten Strasse gibt es die vielleicht beste Marzipantorte der Stadt und im angegliederten Shop süsse Mitbringsel für zuhause.

Nach einem Tag voller Eindrücke meldet sich bestimmt auch bei Ihnen der Magen. Die hanseatische Möglichkeit den Hunger zu stillen, bietet das Restaurant Schiffergesellschaft. Von der Decke baumeln Boote und Kronleuchter, die Sitzbänke sind mit Holzschnitzereien verziert und an den Wänden gibt es so viel Dekoration, dass man gar nicht weiss, wohin man als Erstes schauen soll. Auf der Menukarte steht norddeutsche Hausmannskost wie Labskaus, fangfrischer Seefisch, aber auch Gemüsegerichte. Oder wie wär’s mit dem «The Newport», einem schicken, modernen Restaurant mit Wintergarten, wo man in entspannter Atmosphäre beobachten kann, wie sich langsam die Dunkelheit über die Altstadt senkt, während die Lübecker ihre Boote an die Anleger bringen. Die Karte ist überschaubar, aber exzellent. Meine Empfehlung: das Holsteiner-Rinderfilet mit Feigen-Pfefferkruste, dazu ein Glas Lübecker Rotspon, ein Bordeaux-Wein aus der Region. Die Weinfässer wurden ursprünglich aus Frankreich geliefert und gelangten in Lübeck zur Reife. Unbedingt probieren!

Wer noch vor Energie strotzt, kann in Lübeck abends um die Häuser ziehen. Das Nachtleben von Lübeck bietet dabei viele kulturelle Angebote. Im Sommer, wenn lange Tage und grandiose Sonnenuntergänge warten, ist der «Strandsalon» der vielleicht schönste Ort für einen Sundowner. Am Stadtstrand auf der nördlichen Wallhalbinsel lassen sich hier die lauen Nächte durchtanzen. 

Livemusik gibt’s im "Tonfink", das sich vom Café mit leckerem Kuchen nachmittags zur gemütlichen Bar und Kulturlocation am Abend mit Konzerten, Lesungen und Kabarett verwandelt.

Und wenn Sie am nächsten Morgen Sehnsucht nach Meer haben: der Zug bringt Sie in 30 Minuten nach Travemünde an die Ostsee. Zum Timmendorfer Strand, ebenfalls einem beliebten Ausflugsziel, kommt man mit der Bahn sogar schon in gut 15 Minuten. Mieten Sie sich einen Strandkorb und lauschen Sie den Wellen. Herrlich oder!?!


So kommen Sie hin:
per Bahnoder mit eigenem PKW

Wie lange soll ich hin:
Wochenende – gut mit Ostseeurlaub kombinierbar

Beste Reisezeit:
Ganzjährig

Highlights:
Holstentor, Niederegger Marzipan, Salzspeicher und Backsteinromantik

Kulinarische Gaumenfreuden:
https://schiffergesellschaft.de
https://www.the-newport.de

Für Nachtschwärmer:
https://www.strandsalon.de

Übernachtungstipp:
https://www.motel-one.com/de/hotels/luebeck/hotel-luebeck/

Mehr Infos:
www.luebeck-tourismus.de

Aufgezeichnet von Michael Bachmann
Weitere Reisebilder unter www.kissed-by-nature.com​​​​​​​​​​​​​​